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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 13.06.2003


Heiße Rhythmen mit schweren Stiefeln
Anja Kesting

In wenigen Augenblicken zauberten die neun Tänzer von "Gumboots" eine Atmosphäre, die das BKA-Luftschloß in eine südafrikanische Mine mit authentisch schweißtreibenden Temperaturen verwandelte




Die BerlinerInnen, die nicht gerade für ihr Temperament und Heißblütigkeit bekannt sind, ließen sich innerhalb kürzester Zeit in den Bann der charismatischen Performer ziehen. Es ist auch fast unmöglich, sich der Leidenschaft, Lebensfreude und Vitalität der muskelbepackten durchtrainierten Männer zu entziehen.
Die machtvollen Grooves, die sie durch das Schlagen auf ihren Gummistiefeln erzeugten, taten das Ãœbrige, um das Publikum in Bewegung zu versetzen.
Mit minutenlangen Standing-Ovations bedankten sich ZuschauerInnen bei den Künstlern des südafrikanischen Tanz-Spektakels für diese mitreißende Aufführung.

"Gumboots" (dt Gummistiefeltanz) ist eine rasante Mischung aus Tanz und traditionellen a capella Gesang des "schwarzen" Afrika, begleitet von einer zeitgenössischen Percussion Band. Mit einem minimalistischen Bühnenbild (nur ein zusammengeschweißtes Stahlgerüst) und mit großer authentischer Ausstrahlung stellen die Miner ihr Leben unter und über Tage dar.

"Gumboots" hat seine Wurzeln in den südafrikanischen Goldminen des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Die schwarzen Minenarbeiter durften sich nicht frei bewegen, waren oftmals an den Arbeitsplätzen angekettet. Knietief standen sie im Brackwasser, das führte häufig zu Infektionen und Arbeitsausfall.
Daher kamen die Eigentümer auf die Idee, an Stelle eines vernünftigen Entwässerungssystems, einfach den Arbeitern kostengünstigere Gummistiefel zu geben.

Aus Angst vor Aufruhr und Rebellion war es den Minenarbeitern strikt verboten miteinander zu reden. Deshalb erfanden die Männer eine Art Morse-Code:
Durch das Schlagen an ihre schweren Gummistiefeln und Rasseln mit den Ketten verständigen sie sich in der Dunkelheit untereinander. Aus diesem Code entwickelten sie einen eigenen Tanz und in ihrer wenigen arbeitsfreien Zeit eine gemeinsame Lebenskultur. Die Familien waren fern und so tanzte und trank man, sprach über die Sehnsucht nach den Liebsten, die Arbeit und der Freiheit.



Gumboots - Rhythm is a language
BKA-Luftschloß
Schloßplatz, Berlin-Mitte
18.-22., 24.-29. Juni,
1.-6., 8.-13., 15.-20., 22. -27., 29. -31. Juli,
1.-3. August,
Einlass 19 Uhr, Beginn 20 Uhr,
Ab 22. Juni 2003 sonntags auch 14 Uhr,
Eintritt 19,-, 24,- 32 Euro


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Beitrag vom 13.06.2003

AVIVA-Redaktion